Was ist das?
Wir betreten die Eingangshalle mit der Selbstbedienungsbar und steuern direkt auf die Schließfächer zu, in denen wir unser Hab und Gut verstauen können. Stefan kramt das Vorhängeschloss aus der Tasche, das man selbst mitbringen muss, wenn man seine Sachen sicher verwahren will. Alles verstaut, warten wir gespannt vor dem Tor im Stil eines Maya-Tempels, über dem der Schriftzug «Quests» leuchtet. Wenig später holt uns ein Mitarbeiter ab und führt uns in einen schlichten Raum mit Fernseher, um uns das Einführungsvideo zu zeigen. Wenige Minuten später verlassen wir eilig den Raum, um uns an die erste Quest zu wagen! Orientierungslos irren wir durch das Gewirr der Gänge und schnappen uns die erste freie Quest, die uns in die Quere kommt: «Die Mine». Ab diesem Moment wissen wir: Gestalterisch stehen diese Spiele den Escape Rooms in nichts nach. Doch was wird von uns verlangt? Was müssen wir tun? Zurückhaltend fassen wir nichts an, denn wir wollen ja nicht gleich wieder rausfliegen, aber mit Nichtstun kommen wir sicher nicht weiter… Was also tun? Die Wände sind mit leuchtenden Diamanten übersät, ist das ein Hinweis? Soll ich einen anfassen, wenn ja, welchen? Der Alarm geht los und ein rotes Licht leuchtet auf! Irgendjemand hat etwas falsch gemacht. War ich es? War es einer der anderen? – Egal, wir müssen raus und es noch einmal versuchen. Neue Chance, neues Glück.
Kürzlich haben wir Boda Borg besucht und ihr Konzept des «Real Life Gaming» getestet. Boda Borg und Adventure Arena haben das gleiche Spielkonzept, aber wir haben bisher nur das von Boda Borg gespielt. Wir haben uns für Boda Borg entschieden, weil es der erste Anbieter in der Schweiz war und wir damit das «Original» unterstützen wollten.
Wir haben im Voraus ein Zeitfenster von 4 Stunden für Fr. 46.- p. P. gebucht, die 2-Stunden-Option wäre auch für Fr. 33.- pro Person möglich (Adventure Arena hat die Optionen 1 Stunde für Fr. 29.- und 2 Stunden für Fr. 43.-). Aufgrund des geringen Aufpreises für die zusätzlichen 2 Stunden haben wir die kürzere Variante gar nicht erst in Betracht gezogen. Hier zeigt sich bereits der erste Unterschied zu Escape Rooms: Der Preis ist deutlich niedriger. Dies liegt daran, dass beim Boda Borg-Konzept in der gleichen Zeit ein deutlich höheres Spielerkontingent abgefertigt werden kann.
das konzept
Beide Anbieter bieten jeweils über 20 Quests an, die aus Escape Room-ähnlichen Herausforderungen bestehen. Jede Quest beinhaltet mindestens 2 Räume, es können aber auch mehr sein. Diese werden nicht im Voraus gebucht, sondern spontan ausgewählt. Bei der Starttür jeder Quest befindet sich eine Anzeige ob das Spiel bereits besetzt ist oder nicht. Ist das Spiel bereits belegt, kann man kurz warten (max. 4 Minuten), bis das Spiel frei wird (d.h. bis die spielende Gruppe einen Fehler macht, die Zeit überschreitet oder in den nächsten Raum kommt). Im Spiel bekommt man keine Regeln oder Anweisungen, man fängt einfach an und probiert aus, was man machen kann. Wenn man etwas tut, was nicht den Regeln der jeweiligen Quest entspricht, zeigt ein Indikator dies an, das Spiel wird abgebrochen und man muss die Quest verlassen – wir teilweise als frustrierend und nervig empfunden haben. Wenn die Quest noch frei ist, kann man sie direkt neu starten, wenn nicht, muss man sich hinten anstellen oder sich eine neue Quest suchen.
Echten escape rooms ebenbürtig?
Auch wenn die Spiele auf das Absolvieren der einzelnen Quests aufgebaut sind finden wir, dass sich die Konzepte doch unterscheiden. Gestalterisch stehen sie aktuellen hochwertigen Escape Rooms in nichts nach, aber vor allem der Rätselteil, der bei Escape Rooms das zentrale Element darstellt, bleibt bei Boda Borg und Adventure Arena eher auf der Strecke. Wir sind zwar auf das eine oder andere Rätsel gestoßen, aber in den meisten Fällen beschränkt sich das Rätseln darauf, was man tun darf und was nicht.
Das körperliche Abenteuer kommt bei Boda Borg und Adventure Arena dagegen nicht zu kurz. Rauf, runter, unten durch und oben drüber steht nonstop auf dem Programm – und das in völlig unterschiedlichen Welten und Themen. Also eher eine körperlich aktive Kurzversion eines Escape Rooms. Und wer jetzt denkt: «Das ist doch nur was für Sportler», der irrt. Wir haben festgestellt, dass der körperliche Anteil bei fast allen Spielen so gehalten wurde, dass auch Unsportliche und Kinder damit gut umgehen können. Wer sich allerdings für 100% unsportlich hält, dem sollten 2 Stunden Aufenthalt reichen.
Wie viel zeit brauche ich?
Wir besuchten Boda Borg an einem regnerischen Sonntagnachmittag. Es war also sicher überdurchschnittlich viel los. Aber im Großen und Ganzen waren die Wartezeiten (mit Ausweichen auf Spiele mit weniger Andrang) auch so ganz in Ordnung. Die längste Wartezeit betrug weniger als 10 Minuten und trotz des Andrangs hatten wir nicht das Gefühl zu wenig gesehen oder zu wenig Spiele gemacht zu haben. Wer aber die Möglichkeit hat, diese Zeiten (vor allem Sa & So 12:00 – 18:00) zu vermeiden, dem sei dies wärmstens empfohlen.
Wie du deine Spieldauer einteilst, würde ich in erster Linie von deiner Kondition abhängig machen und davon, wie schnell du frustriert bist. Eine Stunde, wie es bei Adventure Arena möglich ist, würden wir nicht empfehlen, einfach weil die Zeit zu kurz ist, um mit dem Konzept warm zu werden und mehrere Erfolge zu erzielen. 2 Stunden also mindestens. Nach 2 Stunden rumturnen und spielen kann es aber auch schnell genug sein, denn auch wenn der Puls nie wirklich hoch geht, hat man über einen längeren Zeitraum eine erhöhte Aktivität – körperlich und auch im Kopf! Wir haben unsere 4 Stunden nicht ganz ausgeschöpft, da wir nach ca. 3,5 Stunden der Meinung waren, nun genug gesehen zu haben.
Boda Borg mehrmals besuchen?
Man kann, muss aber nicht. Nach 4 Stunden Boda Borg haben wir die meisten Spiele zumindest angespielt und die, die uns gefallen haben, durchgespielt. Ein paar Quests haben wir gar nicht gesehen, aber wir glauben nicht, dass wir wegen denen noch einmal zurückkommen werden. Aber vielleicht schauen wir mal bei Adventure Games vorbei, denn Spaß macht es auf jeden Fall!
Fazit
Diese Erfahrung hat uns auf jeden Fall viel Spaß gemacht und ist sehr zu empfehlen. Einige Räume kommen dem Konzept eines Escape Rooms sehr nahe, andere eher weniger. Sicher ist, dass hier weniger das Rätseln im Vordergrund steht, sondern das Abenteuer und die Aktivität. Escape Rooms dürfen sich auch gerne ein Stück vom «rauf, runter, drüber und drunter» abschneiden. Weniger gefallen hat uns dagegen das ständige Rausfliegen und wieder von vorne anfangen. Alles in allem; Kurze Spiele, die Spaß machen und bei denen jeder auf seine Kosten kommt.
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